Immer wieder kommt die Frage auf, ob es umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe gibt. Gegner sind der Überzeugung: Kreuzfahrten sind Umweltsünder. Doch wie viel steckt wirklich hinter den Anschuldigungen und was können Kreuzfahrer selbst für die Umwelt tun? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Artikel beantwortet.

Fakten

In der Tat ist es so, dass die meisten Kreuzfahrtschiffe noch mit dem umweltschädlichen Schweröl betrieben werden. Schweröl ist ein Kraftstoff, das bei der Herstellung von Benzin und Diesel aus dem Erdöl zurückbleibt. Dadurch enthält es unter andrem Stickstoff- und Schwefelverbindungen, die zu hohen Emissionen führen. Klar ist, das muss sich ändern. Doch wenn Sie mal vergleichen, wie viele mit Schweröl betriebenen Schiffe (Fracht-/ Handelsschiffe) insgesamt auf den Weltmeeren unterwegs sind, fällt auf: 500 Kreuzfahrtschiffen stehen ungefähr 40 000 Handelsschiffen gegenüber.

Einfuhrverbote

Inzwischen gibt es für einige Regionen Einschränkungen, sodass Schiffe, die mit Schweröl betrieben werden, nicht ohne spezielle Filter einfahren dürfen. Diese Verbote gelten beispielsweise für die Nord- und Ostsee. Dies bedeutet, dass die Kreuzfahrtschiffe Abgasnachbehandlungssyteme haben müssen. Das Positive ist, dass diese nicht nur die Schwefelemissionen reduzieren, sondern auch andere schädliche Stoffe herausgefiltert werden. Haben die Kreuzfahrtschiffe keine entsprechenden Technologien, müssen sie in diesen Gewässern andere Treibstoffe (Marinediesel oder Flüssiggas) verwenden.

Die nichtstaatliche Organisation NABU fordert für besonders schützenswerte Regionen ebenfalls Verbote für mit Schweröl betriebene Kreuzfahrtschiffe.

Alternativen zu Schweröl

AIDAnova in Hamburg (Foto: ©AIDA Cruises)

Die Reedereien haben gegenüber der Umwelt eine gewisse Verantwortung und das wissen sie auch. Immer mehr Reedereien setzen auf umweltfreundlichere Technologien und lassen gerade neue Schiffe bauen, die nicht mehr mit Schweröl, sondern mit dem Flüssiggas LNG betrieben werden. Positiv ist, dass sich dadurch die Luftverschmutzung erheblich reduzieren lässt, die Schwefeloxid- und Ruß-Emissionen ganz verschwinden und die Stickoxid-Emissionen um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Die AIDAnova, die im Dezember 2018 ihre Jungfernfahrt hatte, ist das erste Schiff, welches mit diesem Treibstoff fährt. AIDA Cruises selbst bezeichnet dies als das Green Cruising. Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung für umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe. Folgende Reedereien haben bereits Schiffe geordert, die mit LNG betrieben werden sollen:

  • AIDA Cruises: zwei weitere Schiffe, die 2021 und 2023 in See stechen sollen
  • Carnival Cruise Lines: zwei Schiffe
  • Costa Crociere: zwei Schiffe
  • Disney Cruise Line: drei Schiffe
  • P&O Cruises: zwei Schiffe
  • Royal Caribbean: zwei Schiffe
  • TUI Cruises: zwei Schiffe 

Eine weitere Möglichkeit zeigt Hurtigruten: Bereits letztes Jahr ist das erste Schiff mit Hybrid-Antrieb in See gestochen. Lithium-Ionen-Akkus unterstützen die Dieselmotoren, sodass das Schiff mindestens für 30 Minuten rein elektrisch angetrieben wird und weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. So konnte bei der Jungfernfahrt beispielsweise in totaler Ruhe durch die eindrucksvollen Eisberge gegleitet werden. Bis 2021 sollen zwei weitere Hybrid-Schiffe von Hurtigruten auf den Weltmeeren unterwegs sein, die sogar mit vollwertigen Hybridmotoren ausgestattet sein sollen. Längere Distanzen und Zeiträume ohne den Ausschuss von Emissionen sind die Folge. Besonders in Gebieten wie der Arktis oder Fjorden sind die emissionsfreien Fahrten wichtig.

Umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe

Nutzung von Landstrom

Ein weiterer wichtiger Schritt, den auch schon einige Reedereien umsetzen, ist die Nutzung von Landstrom. Legt ein Schiff in einem Hafen an, müssen beispielsweise Klimaanlagen weiterlaufen – wird Landstrom am Hafen angeboten, sollten die Reedereien unbedingt Gebrauch davon machen, um Abgase zu minimieren. Vorreiter hierbei sind Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises: Die jüngsten Schiffe sind nämlich mit entsprechenden Technologien gerüstet.

Was machen die Reedereien noch?

Aber nicht nur zum Thema Abgase versuchen die Reedereien sich zu verbessern, sondern auch zur Nachhaltigkeit allgemein.

Besonders die neueren und modernen Kreuzfahrtschiffe haben mittlerweile alle eine Kläranlage mit geschlossenen Kreisläufen. Das bedeutet, dass die Fäkalien nicht einfach ins Meer entsorgt werden Durch die Anlage wird alles herausgefiltert, sodass am Ende des Kreislaufes Wasser entsteht, was schließlich ins Meer gespült wird. Die Reste werden im nächsten Hafen entsorgt.

Abfälle

Auch zum kritischen Thema Abfälle gibt es Positives: Die meisten Reedereien haben einen Umweltbeauftragten mit an  Bord, der die Mülltrennung überwacht und auch auf die sachgerechte Abfallentsorgung an Land achtet. TUI Cruises hat vor einiger Zeit auch ein Pilotprojekt durchgeführt, um die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. So standen beispielsweise bei den Buffetrestaurants kleinere Schalen, die nach Bedarf nachgefüllt worden. Zudem wurden die Passagiere auf das Thema Abfälle aufmerksam gemacht, in dem sie gebeten wurden, auch nur das auf die Teller zu füllen, was sie auch wirklich essen. Erfolgreich konnten so bereits 20 Prozent der Lebensmittelabfälle gesenkt werden.

Was können wir als Verbraucher machen?

Aber auch wir als Verbraucher oder Kreuzfahrer können schon einiges tun, damit Kreuzfahrten grüner werden. Im Folgenden haben wir eine kleine Checkliste zusammengestellt, die Kreuzfahrer dabei helfen soll, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Ihnen wird dabei auffallen, dass es oft schon die kleinen Dinge sind, die einen großen Effekt haben und zu mehr Nachhaltigkeit an Bord beitragen.

  • Trennen Sie den Müll.
  • Schalten Sie beim Verlassen Ihrer Kabine das Licht aus.
  • Besonders in Buffet-Restaurants: Nehmen Sie wirklich nur so viel, wie Sie auch essen können. Versuchen Sie, Ihren Teller leer zu machen.
  • Buchen Sie eine Kreuzfahrt, bei dem Start- und Zielhafen mit dem Zug, Bus oder Auto erreichbar sind. So vergrößern Sie Ihren ökologischen Fußabdruck nicht noch durch eine Flugreise.
  • Unternehmen Sie sogenannte Nachhaltige Landausflüge wie Stadtspaziergänge oder Fahrradtouren – viele Reedereien und unabhängige Anbieter wie „Meine Landausflüge“ ordnen ihre Landausflüge nach verschiedenen Kategorien ein. Machen Sie beispielsweise eine E-Bike Tour durch Marseille.
  • Vergleichen Sie die Nachhaltigkeitsberichte der verschiedenen Reedereien: Was tragen diese zur Umwelt bei und wie versuchen Sie umweltfreundliche Kreuzfahrten zu gewährleisten?

Besonders der letzte Punkt ist ziemlich kritisch. Neue Technologien und Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit sind natürlich auch mit Kosten verbunden – viele Reedereien erhöhen somit die Preise für ihre angebotenen Kreuzfahrten. Nicht alle Menschen sind jedoch bereit oder können es sich leisten, auch mehr Geld zu bezahlen. Die sogenannten „Billig-Kreuzfahrten“ – meist auch mit älteren Schiffen – werden somit wohl nicht in absehbarer Zeit vom Markt genommen.

Tipp: Jedes Jahr veröffentlicht der NABU (Naturschutzbund Deutschland) ein Kreuzfahrt Ranking. Hier werden verschiedene Umweltaspekte beleuchtet und nach diesen werden Kreuzfahrtschiffe eingeordnet. Beim Kreuzfahrt Ranking 2018 stand die AIDAnova auf Platz 1. Jedoch sollten Sie die Angaben mit Vorsicht genießen, da es sich hier um eine nichtstaatliche Organisation handelt und diese ihre eigenen bestimmten Ziele verfolgt.

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Fazit

Gibt es denn nun umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe oder wie einige es nennen: Öko Kreuzfahrten? Wie bereits erwähnt, sind viele Reedereien bestrebt, nachhaltigere und umweltfreundlichere Schiffe herstellen zu lassen. Allgemein ist jede Reise, ob mit Flug, Auto oder eben Schiff mit Belastungen für die Umwelt verbunden. Daher ist es wichtig, für die nächste Kreuzfahrt die oben aufgeführte Checkliste zu beachten und vielleicht auch andere Menschen darauf aufmerksam zu machen. Über wichtige Meilensteine auf dem Weg zu umweltfreundlichen Kreuzfahrtschiffen berichtet die CLIA Deutschland.

Das grünste Kreuzfahrtschiff